Roshinryu Aikijutsu

bedeutet; Schule der alten Geister.

Roshinryu ist keine von Grund auf neu erfundene Stilrichtung sondern soll mit der Benennung ganz speziell an die Begründer, Traditionen, den alten Kriegern und deren Lehren und Gesinnungen erinnern! 

Es sind viele Elemente aus dem Daitoryu Aikijutsu, wurde aber durch meine Erfahrungen, anderen Stilrichtungen und durch neue Techniken an die heutigen Angriffsformen angepasst und verändert...


AIKI: Wie Ueshiba Sensei selbst gesagt haben soll ist AIKI keine Technik sondern der Leitgedanke des BUDO, der über die angewandte Technik steht. Es bezeichnet die Art des Daseins und des Verhaltens, die aus einer Vereinigung all dessen erwächst, was die Lebensenergie eines Menschen ausmacht. 

Der Weg des AIKI führt zum waffenlosen Sieg. Es ist die höchste Form der Selbsterkenntnis durch Harmonie.

JUTSU: steht für die angewandte Technik, welche auf dem Schlachtfeld benutzt wurde.


Das Prinzip von Roshinryu

Da leider in vielen Schulen keine Ernsthaftigkeit in den Angriffen zu finden war haben wir in der Schule folgendes Prinzip aus dem KARATE übernommen:

IKKEN HISSATSU: bedeutet: mit einem Schlag töten.

SUN DOME: bedeutet: abstoppen der Technik knapp vor dem Ziel, wobei eine leichte Berührung möglich ist.


Roshinryu Aikijutsu

ist die körperliche Fähigkeit die Technik mit seiner vollen Wirkung auszuführen und durch die geistige inneren Haltung das Leben zu erhalten. Diese beiden Endpunkte sind die Extremen der harmonischen Gegensätze.

Das Üben wirkungslosen Techniken, so wie es die meisten betreiben, ist ein Bruch an der Kampfkunst und es kommt zu der Illusion, dass die Techniken im Notfall wirkungsvoll sind. 

Das ist nicht im Sinne von BUDO. 

Durch die Techniken der Vernichtung und der geistigen Einstellung zur Erhaltung des Lebens wird jeder ganz persönlich herausgefordert. Nur so kann man an seine Grenzen stoßen und sich auch weiterentwickeln. 

Die Kampfkünste waren die Überlebensgarantie der Samurai.


Einer der waffenlosen Selbstverteidigungen war Aikijutsu und ist sehr vereinfacht ausgedrückt eine Mischung aus Aikido (Hebeltechniken), Karate (Schlag und Tritttechniken), Judo (Wurftechniken) und Kobudo (sämtliche jap. Waffenformen). Die Techniken aus dem Aikijutsu hatten ihre Blüte im 16. Jahrhundert, welche auf den Schlachtfeldern angewandt wurde. Durch Zen Buddhismus wurde ein ethisch moralischer Aspekt hinzugeführt. 

So entwickelten sich später aus den tödlichen Techniken eine Kampfkunst, in denen die Harmonie des Lebens in den Vordergrund rückte.


Techniken mit der offenen Hand

Es wird sich ausschließlich mit offenen Händen verteidigt. Nur selten werden die Fäuste benutzt um eine Schlagtechnik auszuführen. 

Die Faust ist ein Zeichen der Gewalt und Aggression. Die offenen Hände symbolisieren eine friedliche Einstellung und Absichtslosigkeit.


1. Keito: Daumenwurzel, Hand nach unten biegen.

2. Koken: gebeugtes Handgelenk.

3. Seiryuto: Kleinfingerwurzel, Hand nach oben biegen.

4. Shuto: Handkante, Kleinfingerseite.

5. Haito: Handkante, Daumenseite.

6. Sho: Handfläche.

7. Haishu: Handrücken.

8. Teisho: Handballen.

9. Ippon Nukite: Ein Finger, Zeigefinger.

10. Nihon Nukite: Zwei Finger, Zeige und Mittelfinger.

11. Yonhon Nukite: Vier Fingerspitzen.

12. Washide: Fünf Fingerspitzen.

13. Koko: Punkt zwischen Daumen und Zeigefinger.


Warum Roshinryu Aikijutsu als Verteidigung

Was AIKIDO ausmacht ist einzigartig in der Welt von BUDO. Die Einstellung des Nichtkämpfens und die Liebe für alle Angreifer. 

Leider musste ich erkennen, dass das AIKIDO, wie es in den meisten Schulen gelehrt wird, nicht für Selbstverteidigung geeignet ist. Im klassischen AIKIDO sind die Bewegungen vom TORI und UKE abgestimmt und beide wissen wie sie sich zu bewegen haben. 

Wenn ein AIKIDOKA einen Kipphandhebel bei einem KARATEKA anwenden muss wird er da auf seine Grenzen stoßen. Je unerfahrener der AIKIDOKA ist desto schwieriger wird er sich tun diese Technik anzubringen. 

Meiner Meinung nach muss man das AIKIDO unterscheiden:

1.) Klassisches AIKIDO. 

2.) AIKIDO für die Selbstverteidigung.

Das eine AIKIDO ist auf die fliesende Bewegung der Techniken bezogen. Aufnehmen der Angriffskraft, umleiten und ins Leere führen. Der Schwerpunkt liegt hier in der Bewegung.

O-Sensei sagte selbst, dass dieses AIKIDO nicht für die Verteidigung ist!

Da absolute Gewaltlosigkeit angestrebt wird musste ich leider bei den meisten AIKIDOKA erkennen, dass selbst im Angriff vom Uke keine Kraft in der Technik war. Teilweise auch gar nicht der Wille mich zu treffen.

Das andere AIKIDO leitet sich auch vom oberen ab, aber das muss erst zur Verteidigung umgewandelt werden. Es gibt andere Stilrichtungen die den Schwerpunkt schon auf die Verteidigung gelegt haben. 

Wichtig ist, dass einbringen von Schlag-, Fuss- und Schocktechniken, um dann weiter in einen Hebel gehen zu können. Auch die Bewegungen sind kürzer und die Eingänge direkter. 

Im Aikijutsu sind diese Techniken bereits vorhanden und müssen nicht zur Verteidigung hinzugefügt werden. Man verteidigt sich so, wie man es auf der Matte geübt hat.

Wie man es auch bei der Stilrichtung TENSHIN AIKIDO sehen kann. Die Art und Weise wie das AIKIDO von Seagal Sensei 7. Dan praktiziert wird ist eine der wenigen Stilrichtungen aus der Welt des AIKIDO, dass zur Verteidigung hergenommen werden kann. 


Die Gewaltlosigkeit in Roshinryu Aikijutsu

Die Hohe Kunst der Gewaltlosigkeit im RSR Aikijutsu spielt sich vor dem eigentlichen Angriff ab. Das im Vorfeld alles menschenmögliche getan wird um den Kampf zu vermeiden und hier die Sinnlosigkeit seiner Angriffe klar gemacht werden. 
Sollte der Gegner dennoch angreifen ist er im Begriff die Harmonie zu stören. Durch den Gegenangriff oder Verteidigung, um den Gegner kampfunfähig zu machen, wird die Harmonie wieder hergestellt. Gleich dem SAMURAI der sein Schwert zog und es auch tödlich einsetzen konnte.

Das RSR Aikijutsu verfolgt die Einstellung, dass die Harmonie und die Liebe zum Angreifer in dem Moment eine neutrale Einstellung einnimmt, in der er sich entscheidet jemandem Leid zu zuführen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt ein Kampf auf Leben und Tod. 

Aber: je gefestigter das Zentrum ist, desto leichter kann danach immer noch entschieden werden, wie hart man den Angreifer in seine Grenzen weist.

Aber in der heutigen Zeit sieht leider anders aus: Es gibt keine Mann gegen Mann Kämpfe mehr. Man hat es grundsätzlich mit mehreren zu tun. Diese Angriffe sind in der Regel hinterlistig, Feige und sie haben keinen Skrupel jemanden von hinten anzugreifen. Treten auch am Boden nach unabhängig davon ob man sich noch wehren kann oder nicht. 

Der Unterschied zum Aikijutsuka ist, dass dieser nicht mehr weiter gegen seinen Angreifer vorgeht nachdem er auf dem Boden liegt. Es wird seine und unser Würde bewahrt und das kann man von seinen Gegenüber aber nicht erwarten!

Ich habe viele AIKIDOKA gefragt, tue es immer noch gerne, was tun sie wenn sie  bzw. am Geldautomaten überfallen werden?

Denn Angreifer 10x ins leere führen? Was macht man wenn sie zu zweit sind, zu dritt oder sogar zu fünf sind? Wenn einer sogar eine Messer hat...


Ich persönlich kann es mir nicht leisten einen oder mehrere Gegner der mich am Bankautomat überfallen will meine Freundlichkeit zu zeigen. Und vielleicht bei seinem 11. Angriff zu fragen; Ob er es sich nicht doch anders überlegen möchte. 

Da es schwer ist jemanden in sein Herz zu schließen der etwas schlechtes will, begegne ich ihm aber mindestens mit einer neutralen Einstellung...


Zitat:

Für die Gewaltlosigkeit ist Schlagkraft Voraussetzung. Sie lässt sich nicht mechanisch verwirklichen. Sie ist die höchste Tugend des Herzens und man erwirbt sie durch Übungen. Gewaltlosigkeit, die nur den Körper angeht, ohne dass der Geist mitwirkt, ist die Gewaltlosigkeit des Schwachen und des Feiglings, keinerlei Kraft kann von ihr ausgehen.
Mahatma Gandhi


Aikido Journal 102 Ausgabe 1995

Übersetzt wurde die Seite von Stefan Schröder.

Die Kampfkunst Aikido erfreut sich seit ihrer beinahe heimlichen Einführung nach dem Krieg in Japan und ihrer darauf folgenden Verbreitung wachsender Beliebtheit. Während die Kunst aufgrund ihrer ethischen Säulen hoch angesehen ist, wird sie auch oft als zu sanft und ungeeignet für eine echte Auseinandersetzung kritisiert. Ich habe in  diesen Chor oft eingestimmt und bleibe auch dabei, dass in vielen Aikido Schulen ein Aikido praktiziert wird, dass den Schülern ein falsches Bild ihrer Fähigkeiten vermittelt, sodass sie in einer echten Kampfsituation schwer enttäuscht werden könnten. Ich glaube noch immer, dass die Verteidigung gegen blutleere und zeremonielle Angriffe ohne die Anwendung von Atemi und überzeugende Folgetechniken in einer lebensbedrohlichen Situation höchst verwundbar macht...

Ursprünglicher Text von Stanley Pranin.